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Digitalisierung verändert Europas Glücksspielmarkt – Deutschland kämpft mit Strukturproblemen

Glücksspielmärkte in Europa wachsen, mit Ausnahme von Deutschland
Sabine Löwenberger
von Sabine Löwenberger am Mittwoch, 26. März 2025

Der europäische Glücksspielmarkt wächst - doch Deutschland droht, den Anschluss zu verlieren

Der europäische Glücksspielmarkt steht vor einer tiefgreifenden Transformation. Während das Wachstum des Gesamtmarktes anhält, verlagert sich die Dynamik zunehmend in den digitalen Raum. Die jüngsten Marktzahlen der European Gaming and Betting Association (EGBA), in Kooperation mit dem Analysehaus H2 Gambling Capital, belegen: Online-Glücksspiel entwickelt sich zum wichtigsten Wachstumstreiber in Europa. Doch während viele Mitgliedstaaten von dieser Entwicklung profitieren, gerät der regulierte Markt in Deutschland unter Druck.

Ein stabil wachsender Markt mit digitalen Schwerpunkten

Im Jahr 2024 erreichte der europäische Glücksspielmarkt einen Bruttospielertrag (BSE) von 123,4 Milliarden Euro – ein Anstieg um 5 % im Vergleich zum Vorjahr. Auch für die kommenden Jahre sind die Aussichten positiv. Bereits 2025 soll der Markt auf 127,7 Milliarden Euro anwachsen, bis 2029 wird ein Gesamtvolumen von 149,2 Milliarden Euro erwartet.

Ein maßgeblicher Treiber dieses Wachstums ist das Online-Glücksspiel, das sich zunehmend als gleichberechtigter Vertriebskanal neben dem traditionellen, landgestützten Angebot etabliert.

Der Anteil des Online-Sektors stieg 2024 auf 39 %, was einem Umsatz von 47,9 Milliarden Euro entspricht. Im Jahr 2023 lag dieser Anteil noch bei 37 %. Für 2025 wird ein Marktanteil von 40 % prognostiziert.

Maarten Haijer, Generalsekretär der EGBA, erklärt:

„Die Nachfrage verschiebt sich klar in Richtung digitaler Kanäle. Verbraucher schätzen Flexibilität, mobile Zugänglichkeit und moderne Nutzererfahrungen. Der Markt reagiert entsprechend – mit einem breiten Ausbau der Online-Angebote.“

Mobile Nutzung und Produktverschiebungen treiben Wandel

Die Rolle mobiler Endgeräte ist entscheidend: 58 % der Online-Einnahmen wurden 2024 über Smartphones und Tablets erzielt, ein Anstieg gegenüber 56 % im Vorjahr. Parallel dazu zeigen sich strukturelle Veränderungen innerhalb der Produktsegmente.

Lotterien blieben mit 38 Milliarden Euro Umsatz das größte Einzelsegment, wobei mit 30,9 Milliarden Euro weiterhin der stationäre Vertrieb dominiert. Casinospiele hingegen haben sich mehrheitlich ins Internet verlagert:

Von insgesamt 30 Milliarden Euro entfallen 21,5 Milliarden Euro auf den Online-Bereich. Sport- und Eventwetten (20,1 Mrd. €) folgen demselben Trend – mit einem Online-Anteil von 13,7 Milliarden Euro. Spielautomaten hingegen sind fast ausschließlich im stationären Betrieb präsent (24,9 Mrd. €).

Skandinavien führt – Europa zeigt stark differenzierte Entwicklung

Innerhalb Europas zeigen sich gravierende Unterschiede im digitalen Reifegrad der Glücksspielmärkte. In Schweden lag der Online-Anteil 2024 bei 68,3 %, dicht gefolgt von Finnland und Dänemark mit jeweils 68,1 %. In Spanien dagegen beträgt der Online-Anteil lediglich 14,2 %, was auf restriktivere Gesetzgebung und kulturelle Unterschiede im Spielverhalten zurückzuführen ist.

Die größten Märkte nach Bruttospielertrag bleiben unverändert:

  • Vereinigtes Königreich (30,8 Mrd. €)
  • Italien (25,5 Mrd. €)
  • Frankreich (17,8 Mrd. €)
  • Deutschland (17,7 Mrd. €)

Deutschland: Frühe Regulierung ohne nachhaltigen Erfolg

In Deutschland wurde das virtuelle Automatenspiel im April 2022 erstmals legal reguliert. Die Einführung war ambitioniert: Bereits im ersten Jahr wurden über 60 Lizenzen vergeben, unter anderem an die Deutsche Gesellschaft für Glücksspiel (DGGS), Betreiber der Plattformen JackpotPiraten und BingBong.

Die Anfangszahlen schürten Hoffnungen: 429,7 Millionen Euro an Steueraufkommen im Jahr 2022 signalisierten Potenzial. Doch schon im Laufe des Jahres zeichnete sich eine rückläufige Tendenz ab. Die Abgaben sanken von 140,7 Millionen Euro im ersten Quartal auf nur noch 78,8 Millionen Euro im vierten Quartal.

2023 setzte sich der Negativtrend fort: Die Einnahmen aus der virtuellen Automatensteuer schrumpften auf 264,4 Millionen Euro, ein Minus von 165,3 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr.

Auch im Jahr 2024 hielt der Rückgang an – die Einnahmen lagen bei nur noch 213,5 Millionen Euro. Trotz stabiler Gesamtsteuereinnahmen im Glücksspielbereich (rund 2,49 Milliarden Euro) geriet das Online-Segment unter Druck.

Illegale Anbieter untergraben den regulierten Markt

Die Gründe für die Schwäche des regulierten Marktes in Deutschland sind vielschichtig. Strenge gesetzliche Vorgaben – etwa die Fünf-Sekunden-Regel, das Verbot von Autoplay, verpflichtende Identitätsprüfungen über die Schufa, Einzahlungs- und Einsatzlimits sowie umfangreiche Kontrollen durch OASIS und LUGAS – sorgen für erhebliche Einschränkungen im legalen Spielbetrieb.

Demgegenüber stehen illegale Anbieter, die weder steuerlich belastet noch an technische oder regulatorische Vorgaben gebunden sind. Sie locken mit attraktiven Bonusprogrammen, einem deutlich breiteren Spielangebot (inkl. Tischspielen, progressiven Jackpots) und höheren Einsatzgrenzen. Hinzu kommt: Auch gesperrte Spieler erhalten über illegale Plattformen Zugang.

Der Deutsche Online-Casino-Verband (DOCV) betont daher:

„Die Attraktivität des regulierten Marktes ist entscheidend für seinen Erfolg – und hier besteht erheblicher Nachbesserungsbedarf.“

Ausblick: Regulierung reicht nicht – Marktanreize müssen folgen

Für 2025 ist keine signifikante Trendwende zu erwarten. Zwar zeigen Lotterien in Deutschland weiterhin stabile Zahlen, doch der Markt für virtuelle Automatenspiele bleibt unter Druck.

Die Steuereinnahmen aus Online-Poker halbierten sich innerhalb eines Jahres (von 3,6 auf 1,55 Mio. Euro im Januarvergleich), während der virtuelle Automatensektor stagnierte.

Langfristig ist klar: Europa entwickelt sich rasant in Richtung digital gestützter Glücksspielangebote. Deutschland hat die Regulierung vorangetrieben – doch ohne marktwirtschaftlich attraktive Rahmenbedingungen droht das Land, im europäischen Wettbewerb den Anschluss zu verlieren.

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Quellen

European Gaming and Betting Association (EGBA)

Bundesministerium der Finanzen

Bildquelle

geralt / Pixabay

Sabine Löwenberger
Sabine Löwenberger
Über den Autor

Sabine Löwenberger verstärkt seit Dezember 2022 das Redaktionsteam von casino-finder.de. Doch ihre Expertise in der Glücksspielbranche reicht weit zurück: Seit 2008 ist sie als Texterin, Journalistin und Autorin für renommierte Webseiten im Glücksspielsektor tätig.

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