EU reagiert auf die Neubewertung durch FATF und nimmt Gibraltar und die VAE vom der Geldwäsche-Risikoliste
Die EU-Kommission will Gibraltar und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) aus dem Kreis der AML-Risikostaaten streichen. Der Verordnungsentwurf beruht auf aktuellen Einschätzungen der FATF, welche die beiden Länder nach eigenen Angaben nicht länger als strategisch defizitär einstuft. In der iGaming-Industrie wird dies als Signal für Erleichterungen im internationalen Geschäft interpretiert.
Regulierte Märkte erhalten Rückenwind
Sollte es auf politischer Ebene keinen Einspruch geben, tritt die Änderung in Kraft. Der Entwurf listet zehn Länder neu, während acht andere – darunter Gibraltar, die VAE und die Philippinen – gestrichen werden sollen. Diese Staaten hätten laut FATF wesentliche regulatorische Anpassungen vorgenommen und seien dadurch weniger risikobehaftet im Hinblick auf Geldwäsche.
Gibraltar, langjähriger Sitz zahlreicher international tätiger Glücksspielmarken, dürfte von dieser Neueinstufung profitieren. Die Reduktion von Kontrollpflichten bei Transaktionen oder Partnerschaften mit EU-Akteuren stellt für die Branche eine spürbare Vereinfachung dar.
Auch die Emirate haben sich in den vergangenen Jahren strategisch neu aufgestellt. Die Gründung der GCGRA und die Lizenzvergabe an Konzerne wie Wynn oder Novomatic zeigen, dass ein strukturierter Glücksspielmarkt im Entstehen ist. Die neue Einstufung könnte weitere Anbieter anziehen.
Kritik aus dem Mittelmeerraum
Skeptische Stimmen kamen aus Malta. Das Nachrichtenportal Malta Media machte auf eine auffällig hohe Zahl an Verdachtsmeldungen aufmerksam, die im ersten Quartal dieses Jahres aus Gibraltar gemeldet worden seien. Über 1.400 Fälle, darunter viele aus dem Glücksspielbereich, wurden laut dem Bericht von der dortigen FIU verzeichnet.
In Frage gestellt wurde, ob es über symbolische Reformen hinaus auch zu effektiver Durchsetzung kommt. Weder strafrechtliche Verfahren noch internationale Kooperationen seien bislang sichtbar. Die FATF wurde in dem Zusammenhang als zu technikzentriert kritisiert – entscheidend sei jedoch die tatsächliche Wirkung.
Kritik wurde auch am Justizapparat Gibraltars geübt. Strukturelle Nähe zwischen Justiz und Lizenznehmern sowie ein Mangel an richterlicher Rotation könnten Zweifel an der Unabhängigkeit nähren.
Erfahrungen aus der eigenen FATF-Grauzonenvergangenheit – Malta wurde 2022 gestrichen – dürften die Sensibilität für solche Entwicklungen geschärft haben. Die kritische Beobachtung anderer Glücksspielstandorte ist damit auch Teil eines gewachsenen Anspruchs an regulatorische Glaubwürdigkeit.
Quellen