Unterhaltungswetten boomen international, in Deutschland sind sie jedoch verboten
Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) richtet eine deutliche Botschaft an die Öffentlichkeit: Gesellschafts- und Unterhaltungswetten gegen Entgelt sind in Deutschland nicht erlaubt, heißt es in einer offiziellen Mitteilung der Behörde.
Medienresonanz als Auslöser der Warnung
Die GGL verweist auf die stark gestiegene Berichterstattung in regionalen und überregionalen Medien. Zuletzt gab es sogar Wetten auf den Ausgang des Ukraine-Krieges. In diesem Kontext heißt es wörtlich:
„Die zunehmende öffentliche Präsenz solcher Angebote veranlasst die Behörde, die Bevölkerung gezielt zu warnen und über die rechtliche Lage und Gefahren illegaler Wetten aufzuklären.“
Ziel sei es, Fehlvorstellungen auszuräumen und die Risiken für Verbraucher klar zu benennen.
Was unter „Gesellschaftswetten“ fällt
Im Gegensatz zu klassischen Sportwetten beziehen sich Gesellschaftswetten auf Ereignisse des öffentlichen Lebens außerhalb des Sports. Dazu zählen politische Entscheidungen, gerichtliche Urteile, Naturereignisse und kulturelle Entwicklungen.
In den vorliegenden Beispielen finden sich Wetten auf die künftigen Nobelpreisträger, Ranglisten wie die „Spotify Top Artists 2025“, den möglichen Ort eines Treffens zwischen Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj, den Bitcoin-Preis in einem bestimmten Monat sowie prominente Ereignisse, etwa die Verlobung von Taylor Swift und Travis Kelce, Spekulationen über Hochzeit und Nachwuchs oder die Frage, ob Swift die Halbzeitshow des Super Bowl 2026 bestreitet.
Rechtlicher Rahmen: Nicht erlaubnisfähig nach GlüStV 2021
Die rechtliche Einordnung ist eindeutig. Gesellschafts- und Unterhaltungswetten gegen Entgelt sind in Deutschland nicht genehmigungsfähig und damit illegal. Grundlage ist der Glücksspielstaatsvertrag 2021. Die GGL betont:
„Aufgrund der hohen Manipulationsgefahr sind solche Wetten laut § 3 Abs. 1 Satz 4 in Verbindung mit § 4 Abs. 5 des Glücksspielstaatsvertrags 2021 (GlüStV 2021) nicht genehmigungsfähig. Der Gesetzgeber hat ausschließlich Wetten auf definierte Sportereignisse mit überprüfbaren Ergebnissen und klaren Regeln als erlaubnisfähig zugelassen.“
Damit sind sämtliche Wettangebote außerhalb des Sports grundsätzlich verboten.
Plattformen und Marktmechanik: Polymarket und Kalshi im Blick
Im Zentrum der Warnungen stehen internationale Plattformen wie Polymarket sowie Kalshi. Beide werden dem Feld der „Prediction Markets“ zugerechnet. Die Funktionslogik ist eine marktbasiert-dynamische: Teilnehmer kaufen und verkaufen Anteile an möglichen Ereignisausgängen, die Preise bewegen sich fortlaufend mit den Erwartungen am Markt.
Ein typisches Zahlenbeispiel: Wird ein „Ja“-Ausgang mit 75 Prozent Eintrittswahrscheinlichkeit bewertet, kostet der entsprechende Anteil etwa 0,75 US-Dollar, die „Nein“-Seite zahlt rund 0,25 US-Dollar. Tritt das Ereignis ein, werden 1 US-Dollar pro Anteil ausgezahlt, andernfalls verfällt der Einsatz.
Wie hoch die Aufmerksamkeit sein kann, zeigte die Verlobung von Taylor Swift und Travis Kelce: In den ersten Stunden wurden laut Angaben rund 80.000 US-Dollar an Einsätzen registriert.
Einfluss und Wahrnehmung: Wenn Geld die Signale setzt
Ein zentraler Unterschied zu standardisierten Verfahren besteht darin, dass Marktsignale vom Kapitaleinsatz abhängen: Wer mehr Geld investiert, prägt die Preissignale und damit die wahrgenommene „Wahrscheinlichkeit“ – stärker.
Während der US-Wahl 2024 wurde diese Mechanik besonders diskutiert. Elon Musk trat als Befürworter von Polymarket auf und verbreitete Quoten auf X, die in der Öffentlichkeit teilweise wie Umfragewerte gelesen wurden.
Außerdem wird berichtet, dass Investor Peter Thiel 70 Millionen US-Dollar in Polymarket investierte. Solche Konstellationen illustrieren, wie finanzstarke Akteure Erwartungen verstärken und gesellschaftliche Stimmungsbilder beeinflussen können.
Warum die GGL Manipulationsgefahren sieht
Nach Einschätzung der Aufsicht gelten Gesellschaftswetten als besonders anfällig für Manipulation, weil sie häufig auf unklaren, subjektiven oder beeinflussbaren Ereignissen basieren. Anders als bei Sportwetten fehlen oftmals ein standardisiertes Regelwerk und objektiv überprüfbare Ergebnisse.
Genau diese Kombination rechtfertigt aus Sicht des Gesetzgebers die strikte Beschränkung der Erlaubnisfähigkeit auf klar definierte Sportereignisse mit transparenten und kontrollierbaren Resultaten.
Strafbarkeit: Von der Veranstaltung bis zur Teilnahme
Die GGL erinnert daran, dass der gesamte Zyklus illegaler Wetten rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen kann: strafbar sind das Veranstalten, das Vermitteln und Bewerben – ebenso wie die Teilnahme. Für illegales Glücksspiel drohen Freiheitsstrafen von bis zu sechs Monaten oder Geldstrafen.
Besonders hervorzuheben ist der Hinweis, dass mögliche Geldstrafen den spekulativen Gewinn einzelner Wetten übersteigen können. Damit tragen nicht nur Anbieter, sondern auch Teilnehmer ein substanzielles Risiko.
Die Durchsetzung des deutschen Rechts stößt bei internationalen Plattformen auf praktische Hürden. Genannt werden die US-Herkunft, dezentrale Organisationsstrukturen und der Einsatz von Kryptowährungen. Diese Faktoren erschweren eine unmittelbare Strafverfolgung im Inland.
International sind restriktive Reaktionen bereits sichtbar: In Australien wurde das Angebot von Polymarket blockiert. Ob und welche weiteren Schritte die GGL in Deutschland prüfen oder einleiten wird, bleibt vorerst offen.
Orientierung für Verbraucher: Legale Angebote erkennen
Wer rechtssicher bleiben möchte, achtet auf die grundlegende Regel: Glücksspiel ist in Deutschland nur dann legal, wenn der Anbieter eine staatliche Erlaubnis besitzt. Seröse Online-Angebote weisen diese Erlaubnis gut sichtbar auf der Startseite aus.
Bei Unsicherheit empfiehlt sich der Blick in die Whitelist der GGL. Dort sind sämtliche in Deutschland zugelassenen Glücksspielanbieter aufgeführt – ein verlässlicher Anhaltspunkt, um legale Angebote von illegalen zu unterscheiden.
Die Botschaft der Behörde ist eindeutig: Gesellschafts- und Unterhaltungswetten passen nicht in den deutschen Erlaubnisrahmen. Die Kombination aus hoher Manipulationsanfälligkeit, fehlender objektiver Überprüfbarkeit und potenzieller Einflussnahme durch kapitalkräftige Akteure begründet das Verbot. Zitat der GGL:
„Die zunehmende öffentliche Präsenz solcher Angebote veranlasst die Behörde, die Bevölkerung gezielt zu warnen und über die rechtliche Lage und Gefahren illegaler Wetten aufzuklären.“
Für Verbraucherinnen und Verbraucher gilt: Finger weg von illegalen Angeboten – und im Zweifel die Whitelist prüfen.
Quellen
Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL)
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