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Glücksspiel und Gaming: MV fordert strengere Regeln für Lootboxen

Stefanie Drese fordert einen besseren Schutz Jugendlicher vor den sogenannten Lootboxen im Gaming
Sabine Löwenberger
von Sabine Löwenberger am Montag, 25. August 2025

Nach Gesprächen auf der Gamescom drängt Mecklenburg-Vorpommern auf klare Regeln für Lootboxen

Die Jugend- und Gesundheitsministerin von Mecklenburg-Vorpommern, Stefanie Drese (SPD), hat auf der Gamescom in Köln zahlreiche Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern der Spielebranche, Fachleuten und Gamern geführt. Im Mittelpunkt standen die Themen Lootboxen, Suchtprävention und Jugendschutz.

Gaming als fester Bestandteil der Jugendkultur

Ihre Bewertung fällt eindeutig aus: „Der Handlungsbedarf ist groß.“ Mecklenburg-Vorpommern kündigt deshalb für Ende September eine Bundesratsinitiative an, um bundesweit verbindliche Leitplanken zum Schutz Minderjähriger vor Glücksspiel-ähnlichen Mechaniken im Gaming zu diskutieren.

Drese begründet den Vorstoß mit der hohen Durchdringung digitaler Spiele in jungen Zielgruppen. Drese erklärt:

„Rund 72 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen 12–19 Jahren [spielen] mehrmals die Woche oder sogar täglich.“

Werktags verbringen Jugendliche im Durchschnitt etwa 90 Minuten mit Videospielen, an Wochenenden rund drei Stunden. In dieser Alltagspräsenz treffen junge Spielende regelmäßig auf kostenpflichtige Zusatzangebote – darunter Lootboxen –, die den Spielfortschritt beschleunigen oder exklusive Inhalte versprechen.

Wie Lootboxen funktionieren – und warum die Nähe zum Glücksspiel problematisiert wird

Lootboxen sind virtuelle Kisten mit zufallsbasierten Inhalten. Der Zugriff erfolgt gegen Echtgeld, entweder direkt per In-App-Kauf oder nach Umtausch in eine interne Spielwährung. Das zentrale Problem aus Sicht der Ministerin ist die Intransparenz:

„Die Spielerinnen und Spieler wissen beim Kauf nicht, was sie für ihr Geld erhalten. Besondere Raritäten, begehrte Gegenstände oder das Freischalten bestimmter Charaktere sorgen aber dafür, dass die Lootboxen immer wieder zum Einsatz von echtem Geld verleiten. Damit ähnelt das Prinzip stark den Mechanismen des Glücksspiels.“

Die Kombination aus ungewisser Gewinn-Chance, künstlicher Verknappung und wiederholten Zahlungsvorgängen gilt im Jugendschutz als riskanter Anreizmechanismus – insbesondere für Minderjährige, deren Risikobewusstsein und finanzielle Selbstkontrolle sich noch entwickeln.

Risiken und Datenlage: Von Abhängigkeitsgefahren bis zur Überschuldung

Drese warnt vor erheblichen Risiken: Aus Jugendschutzsicht besteht die Gefahr, dass junge Menschen in Abhängigkeiten geraten oder sich finanziell in Schwierigkeiten begeben bis hin zur Überschuldung.

Empirische Hinweise liefert eine Studie der Universität Graz aus dem Jahr 2024: Über 40 Prozent der 10- bis 19-Jährigen tätigen In-Game-Käufe. Diese Kaufpraxis verdeutlicht nicht nur das Potenzial für problematische Ausgabenmuster, sondern auch die ökonomische Relevanz des Modells.

Für die Spieleindustrie sind Lootboxen eine wichtige Erlösquelle. Nach Einschätzung der Ministerin kann der Anteil am Gesamtumsatz in bestimmten Konstellationen bis an nahezu die Hälfte heranreichen.

Gerade diese wirtschaftliche Attraktivität verstärkt die Notwendigkeit, Glücksspiel-ähnliche Mechaniken so zu regulieren, dass Minderjährige geschützt werden, ohne Innovation und Spielspaß grundsätzlich zu behindern.

Das Maßnahmenpaket: Transparenz, Warnhinweise und Medienbildung

Die geplante Bundesratsinitiative aus Mecklenburg-Vorpommern adressiert drei Hebel:

  • Verbindliche Transparenzpflichten: Anbieter sollen Inhalte und Gewinnwahrscheinlichkeiten von Lootboxen vor dem Kauf klar und verständlich offenlegen. So sollen informierte Entscheidungen ermöglicht und Glücksspiel-typische Intransparenzen reduziert werden.
  • Obligatorische Warnhinweise: Wie in der Werbung für Lotterieprodukte sollen deutliche Hinweise auf Glücksspiel-Gefahren verpflichtend werden, um Risiken sichtbar zu machen.
  • Stärkung der Medienbildung: Lootboxen und Pay-2-Win-Mechanismen sollen in den Lehrplänen verankert werden. Ziel ist es, Kompetenzen beim Erkennen von Zufalls- und Bezahlmechaniken zu fördern und präventiv gegenzusteuern.

Europäischer Rahmen: Verbot in Belgien, Debatten in den Niederlanden und Spanien

Auch außerhalb Deutschlands ist das Thema auf der Agenda. In Belgien sind Lootboxen bereits verboten. In den Niederlanden und Spanien werden strengere verbraucherschützende Vorgaben diskutiert.

Zudem fordert die Europäische Kommission, Minderjährige besser vor kostenpflichtigen Lootboxen und ähnlichen Glücksspiel-Mechanismen zu schützen. Der Vorstoß aus Mecklenburg-Vorpommern reiht sich damit in eine breitere europäische Debatte um Verbraucher- und Jugendschutz im digitalen Raum ein.

Präventions- und Hilfestrukturen im Land

Neben regulatorischen Ansätzen verweist Drese auf Unterstützungsangebote für Betroffene. Die Suchtberatungsstellen in Mecklenburg-Vorpommern sowie die Landeskoordinierungsstelle für Suchtthemen (LAKOST) stehen als Anlaufstellen bereit.

Die Bekämpfung der Glücksspielsucht ist dort ein Schwerpunkt; Fortbildungen und Workshops für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren ergänzen das Angebot, um Wissen zu verbreiten und Handlungssicherheit zu stärken.

Prozess und Anspruch: Regulierung im Dialog

Drese hebt ihre dialogorientierte Vorgehensweise hervor. Sie wolle mit allen Beteiligten den Austausch suchen – mit der Branche, mit der Politik und mit Familien –, um praktikable Regelungen zu entwickeln. Das Ziel beschreibt sie wie folgt:

„(…) verantwortungsvolle Lösungen zu finden, die den Spielspaß erhalten, aber Kinder und Jugendliche wirksam vor den Risiken schützen.“

Damit wird deutlich: Es geht nicht um ein Verbot von Gaming, sondern um klare Leitplanken gegen Glücksspiel-ähnliche Fehlanreize.

Der angekündigte Antrag Mecklenburg-Vorpommerns im Bundesrat soll die bundesweite Diskussion strukturieren und konkrete Regulierungspfade aufzeigen. Ob Offenlegungspflichten, Warnhinweise und eine gestärkte Medienbildung wie vorgeschlagen umgesetzt werden, entscheidet sich im parlamentarischen Verfahren.

Klar ist bereits jetzt: Die Frage, wie Glücksspiel-Mechaniken im Gaming wirksam eingedämmt werden können, wird die politische Agenda über den Herbst hinaus prägen.

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Quelle & Bildquelle

Mecklenburg-Vorpommern Ministerium für Soziales, Gesundheit und Sport

Sabine Löwenberger
Sabine Löwenberger
Über den Autor

Sabine Löwenberger verstärkt seit Dezember 2022 das Redaktionsteam von casino-finder.de. Doch ihre Expertise in der Glücksspielbranche reicht weit zurück: Seit 2008 ist sie als Texterin, Journalistin und Autorin für renommierte Webseiten im Glücksspielsektor tätig.

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