Beim Parlamentarischen Abend von HMV und DAW in Wiesbaden kamen Politik und Branche ins Gespräch
Hessens Innenminister Prof. Dr. Roman Poseck (CDU) hat sich am 24. Juni 2025 beim Parlamentarischen Abend des Hessischen Münzautomaten-Verbands (HMV) und des Dachverbands Die Deutsche Automatenwirtschaft (DAW) in Wiesbaden klar positioniert: Um den illegalen Glücksspielmarkt wirksam zurückzudrängen, müsse der Staat auf dem legalen Markt deutlich attraktivere Alternativen schaffen – und dafür bürokratische Hürden konsequent abbauen.
Branchenruf nach Anpassung der Spielverordnung
In seiner Grundsatzrede erklärte Poseck: „Glücksspiele haben seit jeher eine besondere Anziehungskraft. Es ist die Aufgabe des Staates, diesen Spieltrieb mit einem wirksamen Schutz der Spieler zu verbinden. Den Schwarzmarkt für illegale Angebote können wir nur dann erfolgreich eindämmen, wenn wir auf dem legalen Markt attraktive Alternativen schaffen.“
Zugleich betonte er die Verantwortung der Politik, seriösen Anbietern die notwendigen Freiräume zu geben:
„Die Hessische Landesregierung wird sich auch künftig dafür einsetzen, die lizenzierten Anbieter zu stärken und sie von unnötiger Regulierung zu entlasten.“
Unterstützung erhielt Poseck von Georg Stecker, Vorstandssprecher der DAW. In seiner Rede würdigte er ausdrücklich den „hessischen Weg“ der Regulierung, der sich an qualitativen Kriterien und am Schutz von Jugendlichen und Verbrauchern orientiert. Gleichwohl betonte Stecker, dass auf Bundesebene dringender Nachbesserungsbedarf bestehe – insbesondere in Bezug auf die Spielverordnung. Stecker erklärte:
„Die derzeitigen Geräte kommen bei vielen Gästen nicht gut an. Das hat zur Folge, dass Spieler zunehmend auf ungeschützte, illegale Angebote ausweichen.“
Ein aus Sicht des DAW besorgniserregender Trend, der die gesetzlich definierte Kanalisierungsfunktion des legalen Marktes unterminiert.
Ein legales Angebot könne nur dann wirksam schützen, wenn es zugleich wettbewerbsfähig sei. Dazu brauche es nicht nur moderne Technik, sondern auch ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Regulierung und wirtschaftlicher Tragfähigkeit.
Rückgang legaler Standorte setzt Betreiber unter Druck
Besonders deutlich wurde HMV-Vorsitzender Michael Wollenhaupt. Er schilderte eine dramatische Entwicklung auf dem hessischen Glücksspielmarkt: Seit 2021 sei die Zahl der Spielhallenkonzessionen um über 26 Prozent gesunken. In der Gastronomie habe die Reduktion auf zwei Geräte pro Betrieb das Geschäft vielerorts unrentabel gemacht.
Zudem wies Wollenhaupt auf die wirtschaftlichen Folgen der jüngsten Steuerpolitik hin: In mehreren Kommunen sei die Spielapparatesteuer massiv angehoben worden:
„Diese Erhöhungen überschreiten eine Grenze, die für viele Betriebe schlicht nicht mehr zu leisten ist.“
Insbesondere mittelständische Familienunternehmen würden durch diese Belastung zur Geschäftsaufgabe gezwungen – mit spürbaren Auswirkungen auf Arbeitsplätze und das regionale Gewerbe.
Politische Prominenz sendet Signal der Gesprächsbereitschaft
Die Veranstaltung war hochkarätig besetzt. Neben Innenminister Poseck nahmen auch Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori (SPD), Kultusminister Armin Schwarz (CDU), der Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten Manfred Pentz (CDU) und der Chef der Staatskanzlei Benedikt Kuhn (CDU) teil. Darüber hinaus waren Vertreter aller demokratischen Landtagsfraktionen anwesend, darunter Tobias Eckert (SPD), Wiebke Knell (FDP) sowie Dr. Thorsten Lieb (FDP-Landesvorsitzender). Dr. Gerd Jaeger vertrat Lotto Hessen.
Die hohe Präsenz politischer Entscheidungsträger verdeutlichte den Stellenwert, den die Thematik mittlerweile auf Landesebene einnimmt – und könnte als Signal für zukünftige Reformgespräche gewertet werden.
Gesellschaftliches Engagement als Teil der Branche
Neben der politischen Diskussion rückte auch soziales Engagement in den Fokus: Die Rheuma-Liga Hessen e.V. wurde im Rahmen des Abends mit einer Spende bedacht. Diese wurde von Dr. Walter Hermann, dem 1. Vorsitzenden, sowie Geschäftsführerin Manuela Wetzel entgegengenommen.
Die Geste verdeutlichte das Bewusstsein der Branche für gesellschaftliche Verantwortung – ein Aspekt, der in der öffentlichen Debatte um Glücksspielangebote häufig zu kurz kommt.
Kurskorrektur mit Signalwirkung
Mit dem Appell für eine praxistaugliche Regulierung und der klaren Unterstützung lizenzierter Anbieter setzte Innenminister Poseck ein deutliches Zeichen. Die Automatenspielbranche steht unter Druck, hofft aber auf politischen Rückenwind aus Wiesbaden.
Wenn die angekündigten Entlastungen konkret umgesetzt werden, könnte Hessen zum Vorbild einer modernen Glücksspielpolitik werden – einer Politik, die legale Angebote stärkt, den Schwarzmarkt schwächt und zugleich Verantwortung für Spieler und Gesellschaft übernimmt.
Quelle
Die Deutsche Automatenwirtschaft
Bildquelle