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Illegales Online-Glücksspiel prägt die EU: Daten zeigen 71 % Marktanteil

Illegale Glücksspielanbieter beherrschen das Geschäft in der EU
Sabine Löwenberger
von Sabine Löwenberger am Mittwoch, 27. August 2025

Yield Sec zeichnet ein klares Bild: Nicht lizenzierte Anbieter dominieren den EU-Online-Glücksspielmarkt

Die Studie „EU 27 Europe: Online Gambling Marketplace 2024“ weist den illegalen Anteil am Bruttospielertrag (GGR) der EU-Mitgliedstaaten mit 71 % aus. In absoluten Zahlen entspricht das 80,6 Mrd. € von insgesamt 114,3 Mrd. €. Der regulierte Sektor erwirtschaftet 33,6 Mrd. € (29 %).

Studienumfang und Definitionen: Was einfließt – und was nicht

Yield Sec modelliert die Umsätze von Online-Casinos und Online-Sportwetten; digitale Lotterien sind nicht Teil der Betrachtung. Als illegal gelten alle Betreiber ohne Online-Lizenz im jeweiligen Land.

Die Veröffentlichung erfolgte am Dienstag und basiert auf einer europaweiten Auswertung von Nutzeraktivitäten. Erfasst wurden über 6.200 aktive Schwarzmarkt-Plattformen, die illegales Online-Glücksspiel in Europa vermarkten.

Dynamik: Schwarzmarkt legt schneller zu als der legale Bereich

Die Autoren formulieren pointiert, an die nicht lizenzierten Betreiber fließe „der Löwenanteil“ der Erlöse. Zugleich wächst der Gesamtmarkt kräftig: Das Volumen kletterte 2024 auf rund 114 Mrd. €, ein Zuwachs von 46 % gegenüber dem Vorjahr.

Auffällig ist die unterschiedliche Geschwindigkeit: Während lizenzierte Anbieter ihre Erträge um 30 % steigerten, verzeichneten illegale Plattformen +53 %. Die Ertragsrelation verdeutlicht die Schieflage zusätzlich:

Für jeden Euro, den regulierte Unternehmen erzielen, generieren unregulierte Wettbewerber 2,40 €. Damit verschiebt sich das Kräfteverhältnis weiter zuungunsten des regulierten Ökosystems.

Sichtbarkeit und Nutzung: Inhalte lenken das Verhalten

Die Marktübermacht zeigt sich nicht nur in Umsätzen, sondern bereits in der Wahrnehmung: 92 % der Glücksspielinhalte, die EU-Verbraucher 2024 online sahen, standen mit nicht lizenzierten Anbietern in Verbindung.

Diese Präsenz schlägt in Aktivität um: 81 Mio. Europäer – etwa 18 % der Bevölkerung – interagierten im Jahresverlauf mit illegalen Diensten. Sichtbarkeit fungiert damit als Katalysator, der Nutzung und Umsatz in den unregulierten Bereich kanalisiert.

Regionale Muster: Osten am stärksten betroffen, Skandinavien mit höherer Kanalisierung

Die Untersuchung offenbart deutliche regionale Unterschiede. In Osteuropa sind 82 % der 35,5 Mrd. € an Online-Einnahmen illegal. Westeuropa verzeichnet 72 % illegale Anteile auf einem 44,3 Mrd. € großen Markt. Südeuropa (58 %) und Nordeuropa (55 %) liegen darunter, bleiben aber klar mehrheitlich unreguliert.

Positiv sticht die Kanalisierung in den skandinavischen Ländern hervor, wo 45 % der Umsätze legal sind. Demgegenüber sind die Anteile lizenzierter Anbieter in Zentraleuropa (28 %) und Osteuropa (18 %) deutlich geringer – ein Indikator für schwächere Lenkung in den regulierten Markt.

Treiber des illegalen Wachstums: Ereignisse, Anreize, neue Formate

Mehrere Faktoren befeuerten 2024 die Verlagerung. Große Sportereignisse, darunter Fußball-EM und Olympische Spiele, fungierten als Traffic-Multiplikatoren. Nicht lizenzierte Angebote kombinierten illegale Live-Übertragungen mit aggressivem Marketing und Boni, die „weit über das hinausgingen, was regulierte Unternehmen rechtmäßig anbieten konnten“.

Parallel expandierten Krypto-Glücksspiel und Prognosemärkte, die insbesondere jüngere Zielgruppen adressieren. Diese Konstellation fördert Nutzerwechsel in Angebote, die weniger Hürden aufweisen und höhere kurzfristige Anreize versprechen.

Methoden der Anbieter: Vertrauensmimikry und Null-Compliance

Illegale Plattformen arbeiten mit einem breiten Arsenal an Akquisewerkzeugen. Dazu zählen gefälschte positive Bewertungen, die Nutzung von Nationalflaggen und Banklogos zur Vertrauenssimulation sowie Reichweitenaufbau über TikTok, Twitch und Instagram. Teilweise kommt Deepfake-Technologie zum Einsatz, um Prominentenwerbung vorzutäuschen.

Da Compliance-Pflichten fehlen, werben diese Seiten mit schneller Registrierung ohne Identitätsprüfung (KYC), flexibel anpassbaren Einzahlungslimits und plattformübergreifenden Glücksspielprodukten ohne Anforderungen an verantwortungsvolles Spielen. Die leichtere Zugänglichkeit wirkt gegenüber regulierten Angeboten wie ein struktureller Vorteil.

Regulatorische Schere: Der „Jenga-Turm-Effekt“

Die politischen Instrumente – Werbeverbote, Einzahlungs- und Einsatzlimits, Bonus- und Cross-Selling-Beschränkungen sowie verpflichtende Spielerschutz-Tools – adressieren zwar Risiken im legalen Markt, verschieben aber gleichzeitig die Nachfrage.

Yield Sec beschreibt dieses Ungleichgewicht als „Jenga-Turm-Effekt“: Mit jeder zusätzlichen Auflage im regulierten Segment bröckelt dessen Attraktivität, während nicht regulierte Akteure die entstehenden Lücken ausnutzen. Das Ergebnis ist ein Wettbewerbsumfeld, in dem der legale Sektor strukturell im Nachteil ist.

Die monetären Auswirkungen sind erheblich. Den EU-Staaten entgingen 2024 laut Studie rund 20 Mrd. € an Steuereinnahmen durch illegales Online-Glücksspiel. Parallel verlieren lizenzierte Anbieter Marktanteile, die für die Finanzierung von Aufsicht und Spielerschutz entscheidend sind. Die Branche spricht daher von einer akuten Krise, die sowohl die Integrität der Märkte als auch die wirksame Prävention gefährdet.

Mehr als Regulierung – es braucht Kooperation und Durchsetzung

Die Autoren der Untersuchung mahnen an, die Bekämpfung des illegalen Online-Glücksspiels erfordere mehr als zusätzliche Auflagen für legale Anbieter. Benötigt werde ein koordiniertes Vorgehen von Regierungen, Regulierungsbehörden und Branchenakteuren, das Aufdeckung, Überwachung und konsequente Durchsetzung in den Mittelpunkt stellt.

Ohne solche Maßnahmen drohten anhaltende Einnahmeverluste, weiterer Erosionsdruck auf den regulierten Markt und wachsende Risiken für Verbraucher – von Betrug über problematisches Spielverhalten bis zu unzureichendem Schutz. Die zentrale Botschaft bleibt: Solange die Sichtbarkeit illegaler Inhalte derart dominiert, wird die Kanalisierung in legale Bahnen nicht gelingen.

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Quellen

Yield Sec

Bloomberg

Bildquelle

Yield Sec

Sabine Löwenberger
Sabine Löwenberger
Über den Autor

Sabine Löwenberger verstärkt seit Dezember 2022 das Redaktionsteam von casino-finder.de. Doch ihre Expertise in der Glücksspielbranche reicht weit zurück: Seit 2008 ist sie als Texterin, Journalistin und Autorin für renommierte Webseiten im Glücksspielsektor tätig.

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