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Meta in der Kritik: Ungleiche Werberegeln in der Glücksspiel-Branche

Meta gerät aufgrund seiner Werberichtlinien im Glücksspiel erneut in die Kritik
Sabine Löwenberger
von Sabine Löwenberger am Freitag, 4. Juli 2025

Bericht der Open Rights Group: Facebook und Instagram erneut in der Kritik.

Ein Bericht der britischen Open Rights Group (ORG) sorgt für neue Diskussionen über die Werbepraktiken von Meta, dem Mutterkonzern von Facebook und Instagram. Die zentrale Kritik: Aufklärungskampagnen über die Risiken von Glücksspiel werden wesentlich strenger kontrolliert als Werbung, die direkt für Glücksspielangebote wirbt.

Zweierlei Maß bei der Werbung auf sozialen Netzwerken

Im Mittelpunkt steht die Einstufung sogenannter Risikokampagnen – also Werbeinhalte, die auf problematisches Spielverhalten hinweisen oder politische Maßnahmen gegen Spielsucht fordern.

Diese werden von Meta als „politische Werbung“ klassifiziert. Das bedeutet, dass sie strengen Vorschriften unterliegen, etwa zur Offenlegung der Auftraggeber und zur Archivierung in der öffentlich zugänglichen Anzeigenbibliothek von Meta.

Dagegen unterliegen kommerzielle Glücksspielanzeigen deutlich geringeren Hürden. Selbst sogenannte „Social Casino“-Spiele, die Echtgeldkäufe für virtuelle Währungen ermöglichen, können weitgehend unreguliert beworben werden.

Diese Ungleichbehandlung steht laut ORG sinnbildlich für ein systematisches Problem: Der Schutz der Nutzer bleibt deutlich hinter wirtschaftlichen Interessen zurück.

Daten als Treiber gezielter Glücksspielwerbung

Ein wesentlicher Kritikpunkt des ORG-Berichts betrifft den Einsatz von Tracking-Technologien wie Meta Pixel. Viele Glücksspielanbieter verwenden dieses Tool, um Daten über das Verhalten von Website-Besuchern zu erfassen – teils schon beim Laden der Seite und oftmals ohne gültige Zustimmung der Nutzer.

Die gesammelten Informationen fließen in die Erstellung detaillierter Nutzerprofile ein. Diese Profile erlauben Rückschlüsse auf persönliche Eigenschaften wie:

  • Suchtverhalten,
  • psychische Verfassung,
  • finanzielle Situation.

Diese sensiblen Daten dienen anschließend als Grundlage für algorithmisch gesteuerte Werbung, die gezielt jene Personen anspricht, die besonders anfällig für Glücksspielangebote sind. Laut ORG ein gefährlicher Mechanismus:

„Die Schäden durch Glücksspiel werden durch Datenprofilierung noch verstärkt.“

Gefährdete Gruppen im Fokus – trotz Plattformregeln

Besonders betroffen von dieser Form der gezielten Werbung sind laut Bericht:

  • Menschen mit bestehenden Glücksspielproblemen,
  • Nutzer mit psychischen Belastungen,
  • wirtschaftlich schwache Zielgruppen,
  • Jugendliche und Kinder.

Obwohl Meta offiziell vorgibt, keine gezielte Werbung an unter 18-Jährige auszuspielen, zeigen Recherchen des Tech Transparency Project aus dem Jahr 2024, dass dies weiterhin geschieht.

Im Rahmen eines Experiments gelang es, Anzeigen für Glücksspiel, Alkohol und Diätprodukte an 13- bis 17-Jährige auszuliefern – mit Hilfe von Metas eigenen KI-Werkzeugen. Diese Ergebnisse stellen die Glaubwürdigkeit der internen Schutzmechanismen ernsthaft infrage. Der Bericht warnt:

„Mit der Einführung generativer KI in die Werbetools von Meta werden sich die bestehenden Probleme hinsichtlich Intransparenz und mangelnder Rechenschaftspflicht wahrscheinlich verschärfen.“

Juristische und regulatorische Entwicklungen erhöhen den Druck

Ein Präzedenzfall im Vereinigten Königreich hat den Ruf nach strengeren Werbevorgaben zusätzlich befeuert. Anfang 2025 urteilte der High Court zugunsten eines ehemaligen Spielers, der dem Wettanbieter Sky Bet vorwarf, ihn trotz bekannter Suchtproblematik weiterhin gezielt beworben zu haben.

Dabei wurden offenbar personenbezogene Daten ohne gültige Zustimmung verarbeitet. Als Folge hat die UK Gambling Commission (UKGC) neue Vorgaben erlassen. Seit Mai 2025 müssen Glücksspielanbieter:

  • klare Opt-in-Möglichkeiten für verschiedene Produktarten bereitstellen,
  • gewährleisten, dass nur Nutzer Werbung erhalten, die explizit zugestimmt haben,
  • den Kommunikationskanal nach Wunsch des Nutzers berücksichtigen.

Diese neuen Standards gelten bisher nur für Glücksspielanbieter – doch der öffentliche und politische Druck wächst, auch Plattformbetreiber wie Meta denselben Anforderungen zu unterwerfen.

Forderung nach umfassender Reform und klaren Standards

Die Open Rights Group fordert daher eine grundlegende Neuausrichtung der Werberegulierung im digitalen Raum. Dazu zählen:

  • die Gleichbehandlung aller Werbeinhalte – unabhängig vom Zweck,
  • vollständige Transparenz in Bezug auf Zielgruppenansprache und Datenverwendung,
  • eine freiwillige Einwilligung zur Profilerstellung,
  • und klare Schutzmechanismen für vulnerable Nutzergruppen.

Zudem müsse stärker zwischen kommerziellen Interessen und gesellschaftlicher Verantwortung differenziert werden. Der aktuelle Zustand, in dem Werbeanzeigen für Glücksspiele einfacher geschaltet werden können als solche zur Prävention, sei nicht länger hinnehmbar.

Der Bericht der ORG offenbart gravierende Missstände im digitalen Werbesystem von Meta. Was als datengetriebene Effizienz verkauft wird, birgt bei genauerer Betrachtung erhebliche Risiken für Nutzer, die auf Schutz angewiesen sind.

Solange wirtschaftliche Interessen über Datenschutz, Transparenz und Fairness gestellt werden, bleibt die Glaubwürdigkeit digitaler Plattformen in Zweifel gezogen. Die Entwicklungen rund um Glücksspielwerbung könnten zum Wendepunkt für die Regulierung digitaler Werbung werden – und damit die Weichen für ein neues digitales Verantwortungsbewusstsein stellen.

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Quelle

Open Rights Group (ORG)

Bildquelle

Pixabay Artpixel

Sabine Löwenberger
Sabine Löwenberger
Über den Autor

Sabine Löwenberger verstärkt seit Dezember 2022 das Redaktionsteam von casino-finder.de. Doch ihre Expertise in der Glücksspielbranche reicht weit zurück: Seit 2008 ist sie als Texterin, Journalistin und Autorin für renommierte Webseiten im Glücksspielsektor tätig.

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