Die pferdewetten.de AG und die bet3000-Gruppe bündeln ihre Kräfte
Mit der jetzt vereinbarten Kooperation rücken die pferdewetten.de AG und die bet3000-Gruppe operativ enger zusammen. Kernbestandteil ist die Einbindung der Wettannahmestellen aus dem Eigenbesitz der Simon-Springer-Gruppe sowie deren Franchisenetz in das sportwetten.de-Franchisesystem.
Technische Migration: Eine Plattform – zwei Frontends
Für den Marktauftritt gilt gleichzeitig Kontinuität:
„‚bet3000‘ bleibt als Brand mit eigenem Marktauftritt bestehen.“
Die Vereinbarung kombiniert damit Skaleneffekte im stationären Betrieb mit der Fortführung einer etablierten Kundenansprache unter der Marke bet3000.
Ein zweiter Pfeiler der Partnerschaft betrifft die IT-Infrastruktur. Künftig wird „das Sportwettangebot von bet3000 (…) mit der hauseigenen Software von sportwetten.de betrieben.“
Die Konsolidierung auf einer Plattform reduziert Schnittstellenkomplexität, harmonisiert Quoten- und Risikosteuerung, vereinfacht Reg-Tech-Prozesse, z. B. Ident, Limits, AML, Meldesysteme, und kann die Time-to-Market neuer Features verkürzen.
Gleichzeitig ermöglicht sie ein konsistentes Reporting gegenüber Franchise-Partnern und Behörden. Dies ist ein nicht zu unterschätzender Faktor in einem streng regulierten Umfeld.
Finalisierung läuft, EBIT-Beitrag ab 2026
Die vertraglichen Rahmenbedingungen befinden sich in Finalisierung. Finanzierungsdetails der Umsetzung wurden bislang nicht veröffentlicht. Der Vorstand von pferdewetten.de setzt jedoch eine klare wirtschaftliche Marke:
„Als EBIT erwartet der Vorstand ab 2026 einen jährlichen Beitrag in Höhe eines niedrigen einstelligen Millionen Euro-Betrags.“
Die Kommunikation als Insiderinformation am 9. September 2025 unterstreicht die Kapitalmarktrelevanz. Unabhängig davon verweist der jüngste Prüfungsstatus, ein Versagungsvermerk des Wirtschaftsprüfers Deloitte für den Abschluss 2023, auf erhöhte Transparenz- und Governance-Erwartungen an das Integrationsprojekt.
Sichtbarkeit wahren, Backend bündeln
Die Rollenaufteilung ist klar: sportwetten.de stellt das Franchise-Betriebssystem und die technologische Basis, bet3000 bleibt als eigenständige Marke sichtbar. Diese Architektur adressiert zwei strategische Ziele zugleich.
Erstens stabilisiert sie die Stammkundschaft, die bet3000 mit einem gewohnten Look-and-Feel und spezifischer Angebotslogik verbindet. Zweitens nutzt sie zentrale Skalenvorteile in Einkauf, IT-Betrieb, Kassensystemen (POS) und Compliance-Standards. Für Franchise-Partner soll dies zu einheitlicheren Prozessen, geringeren Overheads und planbareren Rollouts führen.
Stationäre Präsenz als Wettbewerbsvorteil
Die Integration der Standorte der Simon-Springer-Gruppe stärkt das stationäre Rückgrat des kombinierten Modells. Ein dichtes Filialnetz erhöht die Kontaktpunkte für Omnichannel-Nutzung, etwa Beratung, Auszahlungen, Identprozesse oder Events rund um Spitzenspiele, und verbessert die regionale Markenpräsenz.
In Verbindung mit zentralen Marketing- und Trainingsstandards kann das Franchise-System konsistente Kundenerlebnisse liefern, was im Wettgeschäft unmittelbar auf Frequenz und Bindung einzahlt.
Regulatorischer Hintergrund als Stabilitätsfaktor: Lizenzlage bei bet3000 geklärt
Die Kooperation baut auf einer inzwischen bereinigten Genehmigungslage bei bet3000 auf. Nach einem Lizenzentzug durch die GGL am 25. Juli 2024, Begründung: vermeintliche technische Mängel im Online-Vertrieb 2023, erlaubte das OVG Magdeburg am 6. August 2024 zunächst die Wiederöffnung des stationären Betriebs.
Am 4. Juni 2025 entschied dann das Verwaltungsgericht Halle (Az.: 7 B 182/24 HAL), der Widerrufsbescheid sei rechtswidrig. bet3000 dürfe Online und stationär wieder vollumfänglich operieren.
In der öffentlichen Auseinandersetzung hatte die Gruppe die Vorgehensweise der Behörde scharf kritisiert, bis hin zur Formulierung „öffentlich finanzierte Willkür“. Für die Kooperation zählt vor allem: Die volle Lizenzfähigkeit ist wiederhergestellt, der Weg für die Softwaremigration und Franchise-Integration ist frei.
Auffällige Kursschwankungen rund um die Meldung
Die Nachricht fiel in eine Phase erhöhter Marktaufmerksamkeit. Am Morgen nach Veröffentlichung wurde für die pferdewetten.de-Aktie 3,56 Euro (−3,0 %) berichtet. Bereits am Vorabend, Stunden vor der offiziellen Meldung, kam es im Tradegate-Handel zu deutlichen Ausschlägen mit einer Spitze bei 5,60 Euro und einem Rückgang auf 3,50 Euro (Schluss: 3,67 Euro).
Unabhängig von kurzfristiger Volatilität dürfte die Bewertung mittelfristig davon abhängen, ob die Migration ohne nennenswerte Betriebsunterbrechungen gelingt und ob die Ergebnisbeiträge ab 2026 wie avisiert realisiert werden.
Migrationsdesign, Franchise-Onboarding, Governance
Die operative Stärke der Allianz wird sich in drei Bereichen entscheiden:
- Migrationsdesign – ein phasenweiser Rollout mit robustem Test- und Rollback-Plan minimiert Risiken bei Kassensystemen, Ticketing, Reporting und Behörden-Schnittstellen.
- Franchise-Onboarding – klare SLAs, Schulungsprogramme und Support-Strukturen erleichtern die Harmonisierung unterschiedlicher Ladenformate.
- Governance & Reporting – angesichts regulatorischer Anforderungen und des Prüfungsfokus ist ein transparentes KPI-Set (z. B. Uptime, Fehlerquoten, Compliance-Incidents, Migrationstakt) zentral, um Stakeholdern Plan- und Steuerbarkeit zu vermitteln.
Doppelstrategie mit Signalwirkung
Die Kooperation sendet ein Signal an den deutschen Sportwettenmarkt: Markenkontinuität nach außen muss kein Widerspruch zu operativer Konsolidierung im Hintergrund sein.
Wenn die Einbindung des Springer-Netzes, die Franchise-Harmonisierung und die Softwareumstellung wie geplant zusammenspielen, ist die Grundlage für den angekündigten EBIT-Impuls ab 2026 gelegt. Gleichzeitig bleibt die Herausforderung, zwei Frontends – bet3000 und sportwetten.de – funktionsgleich und regulatorisch deckungsgleich zu halten, ohne den spezifischen Markencharakter zu verwässern.
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