Nur zwei Monate nach der Teilfreigabe macht Thailands neue Regierung die Poker-Legalisierung rückgängig
In Thailand ist Poker ab sofort erneut illegal. Premierminister und Innenminister Anutin Charnvirakul hat eine neue Ministerialverordnung unterzeichnet, mit der die im Juli eingeführte Legalisierung aufgehoben wird. Damit endet das kurze Experiment, Poker als Geschicklichkeitsspiel anzuerkennen. Die Entscheidung wurde am 22. Oktober bekannt gegeben und tritt mit sofortiger Wirkung in Kraft.
Verordnung hebt Juli-Richtlinie vollständig auf
Das Innenministerium erklärte, die neue Regelung setze das seit Jahrzehnten bestehende Verbot von Glücksspielen konsequent wieder in Kraft. In der Bekanntmachung heißt es, dass alle bestehenden Lizenzen für Poker- und Kartenspielveranstaltungen erlöschen.
Das Ministerium verwies auf das thailändische Glücksspielgesetz B.E. 2478 aus dem Jahr 1935, das dem Innenminister umfassende Befugnisse zum Widerruf von Genehmigungen einräumt.
Die nun gültige Verordnung trägt die Nummer 3179/2568 und ersetzt die Ministerialverordnung vom 30. Juli 2025, die unter der damaligen Regierung der Pheu-Thai-Partei verabschiedet worden war.
Diese hatte Poker für begrenzte Zeit als Geschicklichkeitsspiel zugelassen, um internationale Wettbewerbe zu ermöglichen. Premierminister Anutin betonte in einer Erklärung:
„Unter dieser Regierung wird keine Form des Glücksspiels unterstützt, sei es traditionell, digital oder als Sport getarnt.“
Nach Angaben des Innenministeriums betrifft das neue Verbot sämtliche Spielarten, die mit Einsätzen verbunden sind, unabhängig davon, ob sie als Freizeitbeschäftigung oder sportliche Aktivität präsentiert werden. Auch das traditionelle thailändische Kartenspiel Pai Phae wird ausdrücklich genannt und fällt unter das Verbot.
Von der Öffnung zur Rückkehr der Kontrolle
Die Entscheidung beendet ein politisch umstrittenes Experiment. Noch im Sommer hatte die damalige Regierung Poker als potenzielle Sportart betrachtet. Die Sports Authority of Thailand (SAT) hatte argumentiert, Poker beruhe auf strategischem Denken, mathematischer Kalkulation und psychologischer Beobachtung. Ziel war es, Turniere wie die WPT Prime Thailand als sportliche Wettkämpfe zuzulassen und den Tourismus anzukurbeln.
Die Regierung Anutin verfolgt jedoch einen anderen Kurs. Bereits Ende September kündigte der Premierminister im Parlament an, sämtliche Formen von Glücksspiel strikt zu unterbinden.
Dabei betonte er, dass auch solche Aktivitäten betroffen seien, die unter dem Vorwand sportlicher Betätigung stünden. Poker wurde in diesem Zusammenhang mehrfach als Beispiel genannt.
Politische Neuordnung als Wendepunkt
Das erneute Verbot fällt in eine Phase intensiver politischer Veränderungen. Nach dem Rückzug der Bhumjaithai-Partei aus der Regierungskoalition übernahm Anutin Anfang September erneut das Amt des Innenministers und wurde kurz darauf zum Premierminister gewählt. Sein Vorgänger Phumtham Wechayachai, Mitglied der Pheu-Thai-Partei, hatte im Juli die Poker-Legalisierung unterzeichnet.
Die zeitliche Nähe zwischen der Verordnung und der Durchführung eines großen Pokerturniers sorgte damals für Kritik. Medienberichte stellten einen Zusammenhang zwischen dem Ministerium für Tourismus und Sport und der RF Club Co. Ltd., einem lokalen Vertreter der World Poker Tour, her.
Diese Firma hatte offenbar Einfluss auf die Genehmigung von Pokerveranstaltungen genommen. Der Abgeordnete Korrawee Prissananantakul von der Bhumjaithai-Partei erklärte, die Entscheidung sei überstürzt getroffen worden und habe das Vertrauen der Öffentlichkeit erschüttert.
Lizenzen aufgehoben, Turniere gestoppt
Mit dem aktuellen Beschluss werden sämtliche Lizenzen für Pokerveranstaltungen widerrufen. Auch bereits genehmigte Wettbewerbe dürfen nicht mehr stattfinden. Die Behörden haben Veranstaltern mitgeteilt, dass jede Form des Pokerspiels, selbst im privaten Rahmen, gegen die neue Richtlinie verstoßen kann. Laut Regierungsangaben gilt dies auch für Pokerabende, die als Freundschaftsspiele oder sportliche Aktivitäten bezeichnet werden.
Die Aufhebung trifft auch internationale Events. Besonders betroffen ist die WPT Prime Thailand, die vom 30. Juli bis 5. August 2025 in Bangkok geplant war. Hunderte Spieler und Zuschauer aus aller Welt hatten sich angekündigt. Mit dem neuen Verbot wird die Austragung unmöglich.
Polizei und Justiz verschärfen Kontrollen
Am Tag der Veröffentlichung leitete Anutin Charnvirakul eine Sitzung der Königlich-Thailändischen Polizeikommission. Dort wurden Maßnahmen zur Bekämpfung illegaler Glücksspielnetzwerke beschlossen.
Ein Polizeisprecher erklärte, dass die Überwachung von Spielstätten in touristischen Regionen wie Bangkok, Phuket und Pattaya verstärkt werde. Das Innenministerium kündigte an, die Umsetzung der neuen Richtlinie genau zu überwachen.
Bereits in den vergangenen Monaten war die Polizei verstärkt gegen illegale Pokerclubs und Online-Glücksspielseiten vorgegangen. Laut Medienberichten haben diese Aktivitäten seit Jahresbeginn zugenommen. Die Regierung will mit der neuen Verordnung eine klare rechtliche Grundlage schaffen, um konsequenter gegen Verstöße vorzugehen.
Wirtschaftliche Folgen und politische Signalwirkung
Das erneute Pokerverbot bedeutet einen Rückschlag für die Glücksspiel- und Tourismusbranche. Befürworter der Legalisierung hatten gehofft, durch internationale Turniere neue Einnahmequellen zu erschließen.
Die Regierung hält dagegen, dass der Schutz der Gesellschaft Vorrang habe. Premierminister Anutin warnte vor sozialen Problemen und finanziellen Risiken, die mit einer Liberalisierung des Glücksspielmarktes verbunden seien.
Auch Pläne für die Legalisierung von Casino-Resorts sind vorerst vom Tisch. Ein entsprechender Gesetzentwurf wurde bereits im Juli zurückgezogen. Damit folgt die neue Regierung einer konservativen Linie, die auf Kontrolle und Prävention setzt. Das klare Bekenntnis zur Null-Toleranz-Politik signalisiert eine dauerhafte Abkehr von liberalen Experimenten der Vergangenheit.
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