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Selbstausschluss kaum wirksam: Recherchen werfen Spielerschutz in Großbritannien zurück

Die britische Glücksspielbehörde steht nach den Vorwürfen der BBC unter Druck
Sabine Löwenberger
von Sabine Löwenberger am Montag, 23. Juni 2025

Ein BBC-Reporter testet das britische Selbstausschlusssystem - mit fragwürdigem Ergebnis

In Großbritannien existieren umfangreiche gesetzliche Bestimmungen zum Schutz von Personen mit problematischem Spielverhalten. Doch wie effektiv sind diese in der Anwendung? Eine neue BBC-Dokumentation unterzieht das Selbstausschlusssystem einem Realitätscheck – mit ernüchterndem Ausgang.

Ein System im Stresstest: BBC stellt Wirksamkeit gesetzlicher Maßnahmen infrage

Im Zentrum steht ein BBC-Reporter, der sich im Rahmen einer verdeckten Recherche freiwillig aus sämtlichen Spielstätten im Großraum Portsmouth ausschließen ließ. Das Ziel: zu prüfen, ob die gesetzlich verankerten Schutzmechanismen auch umgesetzt werden.

Das Ergebnis ist brisant: 13 von 14 Spielstätten gewährten dem Reporter trotz Sperrung erneut Zutritt zu Spielautomaten. Lediglich eine Filiale – die des Anbieters Game Nation – erkannte die Sperre an und verweigerte den Zutritt.

Selbstausschlussprogramme und deren gesetzliche Grundlagen

Spielhallen in Großbritannien sind gesetzlich dazu verpflichtet, Selbstausschlussprogramme anzubieten. Diese Programme sollen es Kunden ermöglichen, sich selbst – entweder vorübergehend oder dauerhaft – von der Teilnahme auszuschließen. Dabei gilt ein verpflichtender Sperrradius von mindestens einem Kilometer, wobei Spieler diesen Umkreis auf Wunsch erweitern können.

Zur Umsetzung dieser Vorschrift können Betreiber sich entweder dem zentralisierten SmartExclusion-System anschließen oder das vom Branchenverband Bacta angebotene Sperrregister nutzen. Die Anbindung an eines dieser Programme ist keine freiwillige Option – sondern gesetzlich vorgeschrieben.

Die BBC-Recherche zeigte jedoch, dass sich nicht alle Betreiber an diese Vorgaben halten: Mindestens zwei Spielstätten waren offenbar an kein Sperrsystem angeschlossen. Damit verletzen sie zentrale Vorgaben des britischen Glücksspielrechts.

Aufsicht durch UKGC: Behörden versprechen Aufklärung

Die UK Gambling Commission (UKGC) als oberste Regulierungsinstanz reagierte mit klaren Worten auf die Enthüllungen. Ein Sprecher erklärte:

„Wir nehmen den Schutz der Verbraucher sehr ernst. Die Ergebnisse dieser BBC-Untersuchung sind sehr besorgniserregend, und wir werden dringend Maßnahmen ergreifen.“

Tim Miller, Direktor der UKGC, betonte zudem, dass es künftig verstärkte Vor-Ort-Inspektionen geben werde. Das Hauptproblem sei weniger die Gesetzeslage als deren mangelhafte Umsetzung durch die Betreiber. Viele Einrichtungen würden sich formal korrekt verhalten, aber in der Praxis Vorschriften unterlaufen – oder ignorieren.

Auch die Rolle der lokalen Aufsichtsbehörden wurde betont. Diese vergeben nicht nur die Lizenzen, sondern sind auch für deren Überwachung zuständig. Finanziert werden sie durch Lizenzgebühren – eine Ressource, die laut Kritikern oft nicht ausreiche, um engmaschige Kontrollen zu gewährleisten.

Kommunen pochen auf Mitspracherecht

Neben regulatorischen Behörden mischen sich nun auch politische Akteure ein. In einem gemeinsamen Schreiben haben 38 Kommunalverwaltungen die britische Regierung zur Reform der Glücksspielgesetzgebung aufgefordert. Der Fokus liegt auf einer Stärkung der kommunalen Entscheidungskompetenz – etwa bei der Genehmigung neuer Spielstätten.

Gerade in wirtschaftlich benachteiligten Regionen häufen sich laut Statistik die Eröffnungen neuer AGCs. Kritiker werfen den Anbietern vor, gezielt auf vulnerable Bevölkerungsgruppen zu zielen. Der London Borough of Brent hat sich mit der Social Market Foundation zusammengeschlossen, um ein Reformpapier zu entwickeln, das konkrete Ansätze für besseren Spielerschutz aufzeigen soll.

Spielerschutz muss verlässlich sein

Die Dringlichkeit des Themas ergibt sich nicht zuletzt aus dem finanziellen Risiko, das Spielautomaten bergen. Auch wenn Einsatzlimits inzwischen eingeführt wurden, sind bis zu zwei Pfund pro Spielrunde erlaubt – was in kürzester Zeit zu dreistelligen Verlusten führen kann. Ein funktionierender Selbstausschluss ist deshalb kein formaler Akt, sondern für Betroffene eine essenzielle Schutzmaßnahme.

Die Erkenntnisse der BBC werfen einen Schatten auf das Vertrauen in den britischen Spielerschutz. Während gesetzliche Rahmenbedingungen bestehen, fehlt es offenbar an deren konsequenter Durchsetzung. Behörden und Politik haben reagiert – doch ob daraus nachhaltige Reformen folgen, bleibt abzuwarten. Klar ist: Ohne wirksame Kontrolle bleibt der Spielerschutz ein leeres Versprechen.

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Quellen

BBC

The Guardian

Bildquelle

UK Gambling Commission

Sabine Löwenberger
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Über den Autor

Sabine Löwenberger verstärkt seit Dezember 2022 das Redaktionsteam von casino-finder.de. Doch ihre Expertise in der Glücksspielbranche reicht weit zurück: Seit 2008 ist sie als Texterin, Journalistin und Autorin für renommierte Webseiten im Glücksspielsektor tätig.

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