Star Entertainment wird wegen Zusammenarbeit mit kriminellen Organisationen und Geldwäsche angeklagt
Die Star Entertainment Group, einst eine feste Größe im australischen Glücksspielmarkt, sieht sich mit einem Skandal konfrontiert, der das Fundament des Unternehmens erschüttert. Im Zentrum der Affäre: massive Verstöße gegen Geldwäschegesetze, Geschäftsbeziehungen zu kriminellen Organisationen und eine drohende Geldstrafe von 400 Millionen australischen Dollar, die das Unternehmen in die Zahlungsunfähigkeit treiben könnte.
Ein Glücksspielkonzern vor dem Absturz
Die zuständige Finanzaufsichtsbehörde AUSTRAC (Australian Transaction Reports and Analysis Centre) erhebt in einem laufenden Verfahren schwerwiegende Vorwürfe.
Diese reichen von der Duldung illegaler Finanzströme, über die Kooperation mit dubiosen Junket-Betreibern bis hin zu mangelhafter interner Kontrolle innerhalb der Star-Casinos.
Was genau wird Star Entertainment vorgeworfen?
Laut AUSTRAC ermöglichte Star zwischen 2016 und 2020 über seine Casinos in Sydney, Brisbane und an der Gold Coast systematisch risikobehafteten Kunden, Milliardenbeträge in bar einzuzahlen, zu verschieben und zu verschleiern.
Der Kernvorwurf: Das Unternehmen versäumte es, der gesetzlichen Verpflichtung zur Verhinderung von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung nachzukommen. Die interne Compliance sei über Jahre hinweg unzureichend gewesen.
Es habe keine effektiven Prüfverfahren zur Herkunft von Kundengeldern gegeben. Insgesamt sollen 117 risikoreiche Kunden über Jahre hinweg Zugang zu Star-Spielstätten gehabt haben, obwohl viele davon in Geldwäsche oder organisierte Kriminalität verwickelt waren.
Bezeichnend ist der Fall eines Kunden, der eine Scheckfazilität über 266,7 Millionen AUD erhielt – obwohl dieser laut AUSTRAC in direkte Verbindung zu einem ausländischen Verbrechersyndikat stand. Ein weiterer Kunde bekam 167 Millionen AUD Kredit, obwohl Star seit Jahren Kenntnis über dessen Verwicklung in Geldwäsche hatte.
Zentrale Rolle der Suncity Group
Ein besonders gravierender Aspekt des Verfahrens betrifft die langjährige Kooperation Stars mit der Suncity Group, einem Junket-Betreiber mit Sitz in Macau. Suncity organisierte exklusive High-Roller-Programme, sogenannte „Junkets“, für vermögende Spieler – darunter viele mit zweifelhafter Herkunft ihrer Mittel.
Trotz interner und öffentlicher Warnungen arbeitete Star bis zur Verhaftung des damaligen Suncity-Chefs Alvin Chau im Jahr 2021 weiter mit dem Unternehmen zusammen.
Chau, der inzwischen zu 18 Jahren Haft wegen illegalen Glücksspiels in China verurteilt wurde, organisierte laut Gerichtsunterlagen über 3.600 Junket-Programme allein im Star Sydney, mit einem Umsatz von über 12 Milliarden AUD.
Star erlaubte es Suncity sogar, im „Salon 95“, einem privaten VIP-Raum, weitgehend unbeaufsichtigt zu operieren – inklusive eines eigenen Serviceschalters. Diese Konstellation erlaubte es laut AUSTRAC, Gelder in Koffern, Rucksäcken und sogar Kühlboxen unkontrolliert ins Casino zu bringen. Interne Mitarbeiter halfen, das Bargeld umzupacken und Überwachungskameras zu umgehen.
Vertrauliche Verhandlungen und finanzielle Notlage
Die finanziellen Auswirkungen für Star könnten katastrophal sein. Der Konzern meldete für das zweite Halbjahr 2024 bereits einen Verlust von 300 Millionen AUD. Die beantragte Strafe von 400 Millionen würde diesen Verlust um ein Vielfaches übersteigen. Star selbst hat eingeräumt, dass jede Sanktion über 100 Millionen AUD zur Zahlungsunfähigkeit führen könnte.
Um dem drohenden Kollaps zu entgehen, sicherte sich das Unternehmen im April ein Rettungspaket über 300 Millionen AUD von der Bally’s Corporation sowie dem australischen Unternehmer Bruce Mathieson.
Die erste Tranche von 100 Millionen AUD wurde bereits ausgezahlt. Die Auszahlung der verbleibenden 200 Millionen ist von der Zustimmung der Aktionäre auf der Hauptversammlung am 25. Juni 2025 abhängig.
Die Verhandlungen mit AUSTRAC fanden teilweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, insbesondere im Zusammenhang mit Aussagen von Star-Finanzchef Frank Krile, der die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Konzerns verteidigte.
Der Grund: Die Sorge, dass sensible Informationen über die Finanzlage eine Destabilisierung der Verhandlungen mit Kreditgebern und eine weitere Erosion des Aktienkurses auslösen könnten.
Behördlicher Druck wächst – Lizenzentzug möglich
Neben dem laufenden Bundesverfahren steht Star auch auf staatlicher Ebene unter Druck. Die Casino-Lizenz für Star Sydney wurde bereits suspendiert, zunächst bis zum 30. September 2025. Eine vollständige Entziehung der Lizenz gilt als möglich. Auch in Queensland droht dem Unternehmen eine 90-tägige Aussetzung der Lizenz.
Die Standorte stehen aktuell unter der Aufsicht eines externen Managers, Nicolas Weeks, der die Kontrolle über die Einhaltung regulatorischer Auflagen übernommen hat. Zusätzlich hat Star in einem strategischen Schritt seine Beteiligung am Queen’s Wharf-Projekt in Brisbane verkauft, um sich finanziell zu entlasten. Gleichzeitig konsolidierte das Unternehmen seine Beteiligung an der Star Gold Coast.
Ein Präzedenzfall für die Branche
Die Affäre um Star Entertainment wirft ein Schlaglicht auf strukturelle Mängel in der Aufsicht und Selbstregulierung der Glücksspielindustrie. AUSTRAC sieht in der geforderten Strafe von 400 Millionen AUD eine notwendige Maßnahme, um eine spezifische und generalpräventive Wirkung zu erzielen. AUSTRAC-Anwalt Simon betonte White vor Gericht:
„Dies ist kein Einzelfall, sondern Ausdruck eines systemischen Versagens, das nicht ohne Konsequenzen bleiben darf.“
Für die Star Entertainment Group stellt sich nun die Frage: Restrukturierung oder Zusammenbruch? Die kommenden Wochen dürften entscheidend dafür sein, ob der Konzern noch einmal die Kurve kriegt – oder als Mahnmal für regulatorisches Versagen in die Geschichte eingeht.
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