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Studie der Harvard Medical School: Wann wird Loss Chasing bei Sportwetten zum Risiko?

Die Harvard Medical School widmet sich dem Wettverhalten und dem Loss Chasing von Glücksspielern
Sonja Ceven
von Sonja Ceven am Montag, 12. Mai 2025

Die Harvard Medical School hat analysiert, wie sich Loss Chasing auf das Spielverhalten auswirkt

Forschende der Harvard Medical School haben das Verhalten von Spielern beim sogenannten „Loss Chasing“ im Bereich von Online-Sportwetten analysiert. Grundlage der am 10. Mai 2025 publizierten Studie waren die Spielaktivitäten von insgesamt 70.925 Kundinnen und Kunden der Anbieter DraftKings und bwin. Dabei entfielen knapp 35 % der bwin-Daten auf den deutschen Markt.

Die Untersuchung ergab, dass vor allem eine Erhöhung der Einsätze sowie das Setzen auf riskantere Quoten nach einem Verlust als Indikatoren für potenziell problematisches Spielverhalten gewertet werden können. Eine intensivere Spielhäufigkeit sei hingegen weniger aussagekräftig.

Finanzielle Folgen von Loss Chasing: Was die Daten zeigen

Die ausgewerteten Spielaktivitäten stammen aus den Jahren 2013 bis 2019. Betrachtet wurde das Verhalten von Nutzern auf den Plattformen bwin (Sportwetten) und DraftKings (Daily Fantasy Sports) mit Blick auf das sogenannte Loss Chasing – das Verhalten, bei dem Spieler versuchen, vergangene Verluste durch weiteres Spielverhalten auszugleichen, oft ohne sich dessen bewusst zu sein.

Für die bwin-Daten wurden mehrere nationale Märkte berücksichtigt: Deutschland (34,9 %), Spanien (15,8 %), das Vereinigte Königreich (13,9 %), Frankreich (10,1 %) und andere Länder (25,3 %). Die DraftKings-Daten bezogen sich ausschließlich auf den US-Markt im genannten Zeitraum.

Die DFS-Nutzer wiesen ein Medianalter von 33 Jahren auf, während das mittlere Alter bei den Sportwettenden 27 Jahre betrug. Von den Sportwetten-Kunden waren 90 % männlich; zu den Fantasy-Spielern gibt es keine Angaben zum Geschlecht.

Da es sich bei der Studie um eine rein datenbasierte Auswertung handelt, konnten keine Aussagen zu psychologischen Faktoren oder individuellen Motiven getroffen werden. Die Forscher wollten vielmehr klären, ob bestimmte Formen von Loss Chasing langfristig mit steigenden Geldverlusten einhergehen.

Wenn sich dieses Verhalten trotz erkennbarer Verluste fortsetzt, sehen die Autoren darin einen möglichen Hinweis auf problematische Spielstrukturen. Analysiert wurden die Höhe der Einsätze, die Risikobereitschaft bei der Wahl der Quoten sowie das Spieltempo.

Langfristige Verlustentwicklung abhängig vom Spieltyp und Risikoverhalten

Zwischen den beiden analysierten Spielgruppen ergaben sich auffällige Unterschiede. Die Daten legen nahe, dass Nutzer von Daily Fantasy Sports – trotz nachweisbarem Loss-Chasing-Verhalten – im Durchschnitt keine stetig zunehmenden Verluste erlitten. Dies führen die Studienautoren vor allem auf die Struktur des Spiels zurück, bei dem sich die Teilnehmer direkt miteinander messen und DraftKings seine Einnahmen durch Startgebühren generiert.

Im Gegensatz dazu zeigten sich bei Sportwetten-Kunden signifikante Zusammenhänge: Dort sei Loss Chasing insgesamt mit wachsenden finanziellen Verlusten verbunden gewesen. Doch nicht jede untersuchte Verhaltensweise hatte den gleichen Einfluss: Verkürzte Abstände zwischen Wetteinsätzen führten nicht nachweislich zu einem Anstieg der Gesamtverluste.

Heißt konkret: Wer nach einem verlorenen Einsatz schnell wieder spielt, verschlechtert seine finanzielle Bilanz nicht automatisch. Deutlich negativ wirkten sich hingegen höhere Einsätze sowie riskantere Quoten nach Verlusten aus – diese beiden Faktoren standen in klarem Zusammenhang mit einem über Monate hinweg zunehmenden Verlustniveau.

Die Studienautoren heben hervor, dass die drei betrachteten Dimensionen des Loss Chasing – Einsatzhöhe, Quotenwahl und zeitliches Spielverhalten – für belastbare Analysen besser separat untersucht werden sollten. Eine kombinierte Modellierung aller Variablen könne die Ergebnisse verzerren und wissenschaftlich schwer interpretierbar machen.

Keine Untersuchung mit Anbieter-übregreifenden Daten

Loss Chasing sei daher nicht pauschal als Frühwarnzeichen für pathologisches Spielverhalten einsetzbar. Die Autoren plädieren für eine differenzierte Betrachtung und fordern weiterführende Untersuchungen, die möglichst auf Daten basieren, die Spieleraktivitäten über mehrere Anbieter hinweg erfassen.

Ob eine solche Forschung realistisch umzusetzen ist, bleibe unklar. Immerhin biete Deutschland mit seinen zentral erfassten Spielerdaten einen strukturellen Vorteil gegenüber anderen Märkten, in denen Schutzmaßnahmen zumeist nur auf einzelner Plattformebene greifen.

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Quellen

Journal of Gambling Studies (Springer)

PubMed Abstract

Sonja Ceven
Sonja Ceven
Über den Autor

Sonja Çeven ist seit Juni 2023 Teil des Redaktionsteams von Casino-finder.org. Mit ihrer langjährigen Erfahrung im Glücksspielsektor widmet sie sich einer Vielzahl von Themen. Ob Spielebeschreibungen, Casino-Bewertungen, praxisnahe Ratgeber oder tagesaktuelle News-Artikel – Sonja beleuchtet jeden Aspekt der Branche mit Tiefgang und einem besonderen Augenmerk auf die Entwicklungen in Deutschland.

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