Ist Online-Glücksspiel für Gamer eher von Interesse als für Besucher landbasierter Casinos?
Die Legalisierung einzelner Online-Glücksspiele in Südkorea wirft eine zentrale Frage auf: Welche Gruppen sind am ehesten bereit, ins Netz zu wechseln? Kommen die künftigen Nutzer überwiegend aus dem Bereich des klassischen Glücksspiels oder haben Gamer mit Online-Affinität die größere Nähe zu digitalen Wettformaten?
Die Forscher Young-Hee Ko und Hohyun Kim haben dazu Anfang September eine Studie veröffentlicht. Statt wie viele andere Untersuchungen demographische Strukturen oder Einkommensverhältnisse zu analysieren, rücken sie das Verhalten in digitalen Spielumgebungen in den Fokus und prüfen die Wirkung konkreter Gaming-Erfahrungen.
Zahlende Gamer am stärksten am Online-Glücksspiel interessiert
Die Ergebnisse hätten nach Einschätzung der Autoren die Hypothese klar bestätigt. Demnach habe die Gaming-Erfahrung eine maßgebliche Rolle gespielt, wenn es um die grundsätzliche Offenheit gegenüber Online-Glücksspielen gegangen sei.
Von den insgesamt 742 Befragten hätten 32,3 % erklärt, dass sie bei einer Legalisierung bereit wären, Online-Angebote zu nutzen. Bei den Befragten mit Gaming-Hintergrund habe die Bereitschaft 41,8 % betragen, während sie bei Personen ohne Gaming-Bezug lediglich 20,7 % ausgemacht habe.
Noch deutlicher sei der Unterschied bei den geplanten Ausgaben erkennbar gewesen. Wer bereits für Gaming-Inhalte wie Lootboxen oder Mikrotransaktionen regelmäßig Geld investiert habe, habe eine spürbar höhere Neigung zum Online-Glücksspiel erkennen lassen.
Je größer die monatlichen Gaming-Ausgaben gewesen seien, desto häufiger hätten die Befragten künftiges Online-Spiel vorgesehen und desto größer seien die erwarteten Einsätze ausgefallen. Im Durchschnitt hätten die Angaben bei 46.000 KRW (31 €) gelegen. Knapp 19 % hätten sogar von mehr als 300.000 KRW (200 €) pro Monat gesprochen.
Andere demographische Merkmale hätten kaum Gewicht gehabt. Lediglich beim Geschlecht sei ein klarer Unterschied sichtbar geworden: Männer hätten sowohl eine höhere Teilnahmebereitschaft als auch größere Summen genannt. Entscheidend sei jedoch das Gaming-Verhalten selbst geblieben.
Studie im Kontext der Glücksspiel-Legalisierung
Südkorea gelte nach Ansicht der Forscher wegen seiner nahezu flächendeckenden Internetnutzung und der ausgeprägten Gaming-Kultur als besonders relevanter Ort, um die Entwicklung von Online-Glücksspiel-Märkten zu analysieren.
Lange Zeit seien digitale Glücksspiele streng verboten gewesen, abgesehen von genehmigten Sportwetten. Erst 2021 seien im Zuge der Pandemie Boots- und Radrennen ins Internet gebracht worden, und 2024 sei Online-Pferdewetten die Zulassung erteilt worden.
Damit sei eine Situation entstanden, in der das Interesse an Online-Glücksspiel rasant gewachsen sei, während die regulatorischen Grundlagen noch nicht vollständig entwickelt gewesen seien. Vor diesem Hintergrund liefere die Studie wichtige Impulse für die Regulierung.
Auffällig sei, dass gerade Gamer mit hohen Ausgaben die Legalisierung befürworteten, da sie im Online-Glücksspiel einen diskreten Rahmen für strategische Entscheidungen sähen. Gleichzeitig hätten sie restriktive staatliche Eingriffe oder Datenkontrollen eher skeptisch bewertet.
Die Politik stehe dadurch vor einer doppelten Aufgabe: Sie müsse Schutzmechanismen gegen die Risiken neuer Online-Märkte einführen und zugleich dafür sorgen, dass diese Regelungen von den Nutzern akzeptiert würden.
Quellen



