Las Vegas steht unter Druck: Rückläufige Tourismuszahlen, überzogene Preise und wachsender Unmut
Noch vor wenigen Jahren galt Las Vegas als unschlagbares Reiseziel für Glücksspiel, Shows und bezahlbare Erlebnisse. Doch aktuell erlebt die Wüstenstadt einen historischen Rückgang bei den Besucherzahlen. Touristen bleiben fern, Angestellte in der Dienstleistungsbranche kämpfen mit Einkommensverlusten, und die Hotellerie sieht sich gezwungen, erste Korrekturen vorzunehmen. Die Ursachen sind vielschichtig – die Konsequenzen gravierend.
Vom Schnäppchenparadies zur Hochpreisfalle
Die Zeiten, in denen Gäste mit 99-Cent-Shrimps oder 5-Dollar-Steaks gelockt wurden, sind endgültig vorbei. Heute müssen Touristen tief in die Tasche greifen: Ein Cheeseburger auf dem Las Vegas Strip kostet bis zu 31 Dollar – ohne Steuern und Trinkgeld.
Selbst einfache Dienstleistungen werden mit hohen Zusatzgebühren belegt. Ein Vorfall im Paris Las Vegas Hotel, bei dem einem Gast 50 Dollar für das Umstecken eines Laptop-Netzteils berechnet wurden, ist bezeichnend für das aktuelle Preisniveau.
Besonders in der Kritik stehen sogenannte Resort Fees, die nicht im Zimmerpreis enthalten sind und bis zu 50 Dollar täglich betragen. Für viele Gäste sind diese Gebühren eine unangenehme Überraschung, die den Gesamteindruck des Aufenthalts nachhaltig trübt.
Statistische Fakten untermauern die Krise
Die touristischen Kennzahlen zeichnen ein deutliches Bild: In der ersten Jahreshälfte 2025 sank die Zahl der Besucher um 6,5 %. Im Mai lag die Hotelauslastung bei nur 83 %, das entspricht einem Minus von 3,1 % im Vergleich zum Vorjahr.
Auch die Zahl der belegten Zimmernächte und die durchschnittlichen Umsätze pro Zimmer (RevPAR) gingen zurück. Besonders auffällig ist der starke Rückgang bei internationalen Gästen – ein Minus von über 13 % im Juni.
Der Flughafen Harry Reid International Airport verzeichnete im selben Monat einen Rückgang des Passagieraufkommens um 3,4 %. Die Signalwirkung ist eindeutig: Las Vegas verliert seine Strahlkraft als globaler Tourismusmagnet.
Dienstleister am Limit: Wenn das Trinkgeld wegbricht
Die wirtschaftlichen Folgen des Besucherrückgangs treffen vor allem jene, die auf Trinkgelder angewiesen sind. Kellner, Rezeptionisten, Portiers und Barkeeper berichten von dramatischen Einbußen.
So verzeichnet ein Supervisor bei einer Bäckereikette Rückgänge von 200 auf 100 Dollar wöchentlicher Trinkgeldeinnahmen. Ein Nachtportier spricht von einem Einbruch auf bis zu 30 % seines vorherigen Einkommens.
Obwohl kürzlich ein Gesetz verabschiedet wurde, das Trinkgelder bis zu 25.000 Dollar von der Einkommensteuer befreit, kommt die Maßnahme zu spät – denn ohne Gäste gibt es auch keine Trinkgelder. Ein Betroffener kommentiert:
„Es ist toll, dass wir keine Steuern mehr auf Tipps zahlen müssen, aber das bringt nichts, wenn keiner da ist, der sie gibt.“
Politische Hindernisse: Kanada und Mexiko bleiben fern
Ein zentraler Auslöser für den Rückgang internationaler Besucher liegt in der verschärften Einreisepolitik der USA. Die Einführung der „Visa-Integritätsgebühr“ in Höhe von 250 Dollar für Nicht-Einwanderungsvisa verschärft die Hürden für Reisende aus vielen Ländern zusätzlich. Kanadier, die traditionell zu den häufigsten Gästen in Nevada zählen, bleiben zunehmend aus. Auch aus Mexiko sinkt die Nachfrage spürbar.
Kritiker werfen der US-Regierung vor, mit restriktiven Maßnahmen und nationalistischen Tönen das Image des Landes zu beschädigen. Für Städte wie Las Vegas, die massiv vom Auslandstourismus profitieren, ist das ein schwerer Schlag.
Strategien gegen den Abwärtstrend: Erste Reaktionen aus der Branche
Die Hotelindustrie beginnt langsam, gegenzusteuern. Einige Häuser verzichten inzwischen auf Resort Fees oder bieten All-inclusive-Pakete an. Zudem gibt es vermehrt saisonale Angebote, um Gäste zurückzugewinnen.
Doch Branchenkenner sind skeptisch, ob diese Maßnahmen ausreichen. Sie fordern eine strukturelle Neuausrichtung des Geschäftsmodells – weg vom reinen Luxusanspruch, hin zu einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Preis, Leistung und Erlebnisqualität.
Las Vegas steht vor der Herausforderung, sein touristisches Profil grundlegend zu überdenken. Es reicht nicht, einzelne Gebühren zu streichen oder punktuelle Angebote zu machen. Erforderlich ist eine nachhaltige Neuausrichtung, die Preisfairness, Zugänglichkeit und internationales Vertrauen vereint.
Denn die glitzernden Fassaden allein genügen nicht, um Gäste dauerhaft zurückzugewinnen. Nur durch einen ehrlichen Dialog mit Reisenden und strukturelle Veränderungen kann die Stadt ihrer Rolle als globale Unterhaltungsmetropole gerecht werden.
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