Mit 382 erfassten illegalen Sportwetten-Webseiten im Jahr 2024 verzeichnet die GGL ein neues Rekordniveau
Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) hat in ihrem aktuellen Tätigkeitsbericht eine deutlich gestiegene Zahl unerlaubter Sportwettenanbieter im Internet gemeldet. Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnete die Behörde einen Zuwachs von 36 Prozent: Waren es 2023 noch 281 beobachtete illegale deutschsprachige Webseiten, lag die Zahl 2024 bereits bei 382.
DSWV: Schwarzmarkt ist strukturell, nicht temporär
Im starken Kontrast dazu steht die Anzahl lizenzierter Angebote. Lediglich 34 legale Sportwetten-Plattformen, betrieben von 30 Anbietern, befinden sich auf der offiziellen Whitelist der GGL. Damit ergibt sich ein klares Missverhältnis: Das Verhältnis von legalen zu illegalen Angeboten liegt aktuell bei 1:11.
Der Deutsche Sportwettenverband (DSWV) reagierte umgehend mit scharfer Kritik. Präsident Mathias Dahms bezeichnete die Entwicklung als „Warnsignal“ und machte darauf aufmerksam, dass sich der Schwarzmarkt längst von einem Randphänomen zu einer strukturell verankerten Realität entwickelt habe. Dahms erklärte:
„Illegale Anbieter profitieren davon, dass sie ein deutlich breiteres Wettangebot bereitstellen können – insbesondere im Bereich der besonders beliebten Live-Wetten sowie bei der Anzahl der Sportarten und Wettbewerbe.“
Diese Vielfalt locke viele Nutzer an und untergrabe die Wirksamkeit bestehender Regulierungen. Besonders problematisch sei laut DSWV die hohe Dunkelziffer: Während die GGL den Marktanteil unerlaubter Anbieter auf etwa 25 Prozent des Online-Glücksspielmarktes schätzt, verweist der Verband auf eigene Erhebungen, wonach der tatsächliche Anteil über 50 Prozent betragen könnte.
Breite Forderungen nach regulatorischer Kurskorrektur
In Reaktion auf die Zahlen fordert der DSWV ein grundlegendes Umdenken in der Glücksspielpolitik. Der Verband betont, dass übermäßige Einschränkungen im legalen Markt dessen Attraktivität deutlich mindern. Dadurch werde das eigentliche Ziel des Glücksspielstaatsvertrags – Spielerschutz durch Kanalisierung in legale Angebote – konterkariert.
Dahms fordert ein Maßnahmenbündel zur Stärkung des legalen Markts:
- Mehr zulässige Wettarten, insbesondere im Bereich der Live-Wetten
- Eine realitätsnahe und nutzerfreundliche Regulierung
- Schnellere Genehmigungsverfahren für Anbieter
- Stärkere Differenzierung nach Risikoprofil einzelner Glücksspielarten
Nur mit einem vielseitigen, kontrollierten und zugleich marktgerechten legalen Angebot könne der Schwarzmarkt effektiv eingedämmt werden.
GGL intensiviert Vollzugsmaßnahmen gegen illegale Anbieter
Die GGL verweist im Bericht auf eine Vielzahl eingeleiteter Maßnahmen zur Bekämpfung des illegalen Online-Glücksspiels. So wurden im Jahr 2024 insgesamt 231 Untersagungsverfahren gegen Anbieter eingeleitet. Zudem überprüfte die Behörde über 1.700 Webseiten, von denen mehr als 1.100 durch technische oder rechtliche Maßnahmen gesperrt wurden.
Konkret:
- 657 Webseiten wurden durch Geo-Blocking nach dem Digital Services Act blockiert.
- 450 Seiten wurden durch formelle Untersagungsverfügungen deaktiviert.
- Auch das sogenannte Payment-Blocking kommt vermehrt zum Einsatz: Zahlungsdienstleister werden angehalten, Transaktionen mit illegalen Anbietern zu unterbinden.
- Eine weitere Maßnahme betrifft die Werbung: Seit September 2024 ist es über Google Ads nur noch lizenzierten Anbietern erlaubt, in Deutschland gezielte Werbung zu schalten.
Ein Meilenstein im Bereich Spielerschutz wurde durch die gerichtliche Bestätigung der von der GGL entwickelten „Markers of Harm“ erreicht. Diese Kriterien zur Früherkennung problematischen Spielverhaltens wurden 2024 erstmals bei Anträgen auf höhere Einzahlungslimits eingesetzt. Das Verwaltungsgericht Mainz bestätigte deren rechtliche Zulässigkeit – ein Schritt hin zu einheitlichen Standards in der Spielsuchtprävention.
Legalmarkt bleibt wirtschaftlich bedeutend – Wachstum trotz Schwarzmarkt
Trotz der Bedrohung durch illegale Anbieter bleibt der regulierte Markt wirtschaftlich relevant. Die GGL beziffert den Bruttospielertrag des gesamten legalen Glücksspielmarktes – terrestrisch wie online – für 2024 auf 14,4 Milliarden Euro, was einem Wachstum von rund 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Im Segment der erlaubten Online-Sportwetten wurden im selben Zeitraum 8,2 Milliarden Euro an Wetteinsätzen registriert – ein leichter Anstieg gegenüber 2023 (7,9 Milliarden Euro).
Ausblick: GGL setzt auf Rechtssicherheit und internationale Kooperation
Für das Jahr 2025 kündigt die GGL eine Intensivierung ihrer Maßnahmen an. Geplant sind unter anderem:
- Weitere gerichtliche Prüfverfahren zur Absicherung regulatorischer Maßnahmen
- Ausbau des Werbemonitorings
- Weiterentwicklung technischer Kontrollsysteme wie der Safe-Server-Infrastruktur
- Stärkere Zusammenarbeit mit internationalen Aufsichts- und Strafverfolgungsbehörden
Ziel sei es, das Geschäftsmodell illegaler Anbieter systematisch unattraktiv zu machen. GGL-Vorstand Ronald Benter betont, dass die Bekämpfung illegaler Angebote ein langfristiger Prozess bleibe, der strategisches Handeln, entschlossenes Vorgehen und eine enge behördenübergreifende Kooperation erfordere.
Quellen
Deutscher Sportwettenverband (DSWV)
Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL)
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