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Verpasste Chancen: Warum Deutschland bei Wetten auf gesellschaftliche Ereignisse hinterherhinkt

Der DSWV kritisert das Verbot von Wetten auf Events wie den ESC in Deutschland
Sabine Löwenberger
von Sabine Löwenberger am Montag, 19. Mai 2025

DSWV kritisiert: ESC-Wetten in vielen Ländern erlaubt – in Deutschland nicht vorgesehen

Jahr für Jahr versammelt sich ein internationales Millionenpublikum vor den Bildschirmen, um beim Eurovision Song Contest (ESC) mitzufiebern. In zahlreichen europäischen Ländern ist es für viele Fans längst Teil der Tradition, nicht nur mit ihren Favoriten mitzufiebern, sondern auch Wetten auf den möglichen Gewinner abzugeben. In Deutschland ist dies nicht erlaubt. Diese Tatsache kritisiert der Deutsche Sportwettenverband (DSWV) in seiner aktuellen Pressemitteilung.

Medienberichterstattung und Nachfrage erzeugen einen Graubereich

Die rechtliche Grundlage, der Glücksspielstaatsvertrag, beschränkt das legale Wettangebot strikt auf ausgewählte Sportereignisse. Kulturelle, gesellschaftliche oder politische Ereignisse wie der ESC, die Oscar-Verleihung oder auch Wahlen bleiben außen vor.

Diese Einschränkung erscheint vielen Beobachtern nicht mehr zeitgemäß. Denn sie führt nicht nur zu einem Rückstand im europäischen Vergleich, sondern auch zu einem realitätsfernen Regulierungsrahmen, der den Bedürfnissen der Nutzer nicht gerecht wird. Während anderswo Eventwetten legal und reguliert angeboten werden, ist dies in Deutschland ausdrücklich untersagt – mit teils paradoxen Folgen.

Besonders auffällig ist der Kontrast zwischen der rechtlichen Situation und der öffentlichen Wahrnehmung. Denn obwohl Eventwetten nicht erlaubt sind, werden sie in den Medien regelmäßig thematisiert. Fernsehsender, Zeitungen und Onlineportale berichten ausführlich über die Quoten internationaler Buchmacher. Beim ESC ist es mittlerweile üblich, die Wettquoten als Indikator für die Chancen einzelner Beiträge zu präsentieren.

Diese Form der Berichterstattung erzeugt ein öffentliches Interesse, dem das legale Angebot nicht standhält. Wer in Deutschland tatsächlich eine Wette auf den ESC platzieren möchte, muss zwangsläufig auf ausländische oder nicht lizenzierte Anbieter ausweichen.

Dabei fehlt es an jeder Form von Regulierung, Verbraucherschutz oder Suchtprävention. Das Risiko für Spieler ist hoch – und dem Staat entgehen potenzielle Steuereinnahmen.

Illegale Anbieter profitieren – regulierte Märkte bleiben außen vor

Die Konsequenzen dieser Regulierungslücke sind gravierend. Experten warnen seit Jahren davor, dass die aktuelle Gesetzeslage das Gegenteil dessen bewirkt, was sie eigentlich erreichen soll: Statt das Spielverhalten zu kanalisieren und sicher zu gestalten, werden Nutzer in den unregulierten Raum gedrängt. Dort fehlen Mechanismen zum Schutz vor Spielsucht, Altersverifikation oder Transparenz.

Ein legaler, transparenter Markt für Eventwetten könnte nicht nur diese Schutzmechanismen etablieren, sondern auch eine wichtige Einnahmequelle für den Staat darstellen. Solange jedoch gesellschaftliche Ereignisse pauschal von der Regulierung ausgeschlossen bleiben, profitieren vor allem illegale Anbieter.

Sportwetten: Deutschland im internationalen Vergleich abgeschlagen

Nicht nur bei Eventwetten, auch im klassischen Bereich der Sportwetten schneidet Deutschland im europäischen Vergleich schlecht ab. Während Länder wie Großbritannien oder Schweden nahezu das gesamte Spektrum an Sportarten und Wettbewerben zur Verfügung stellen, ist das Angebot in Deutschland stark eingeschränkt.

Laut aktuellen Daten sind hierzulande nur rund 35 Prozent der Sportarten und 13 Prozent der Wettbewerbe für Wetten zugelassen. In Großbritannien hingegen liegt der Wert bei 100 Prozent in beiden Kategorien. Auch Länder wie Italien, die Niederlande oder Portugal bieten ihren Bürgern deutlich mehr Freiheiten im Bereich der Sportwetten.

Diese Einschränkungen betreffen insbesondere Livewetten, die in Deutschland in vielen Fällen unzulässig sind. Dabei erfreuen sich gerade diese dynamischen Wettformen wachsender Beliebtheit bei den Nutzern, so der DSWV.

Rechtliche Grauzonen und auslegungsbedürftige Definitionen

Ein weiterer Problembereich ist die unklare Definition dessen, was im rechtlichen Sinne als „Sport“ gilt. Der Glücksspielstaatsvertrag enthält zwar die Formulierung, dass ein Sportereignis ein „sportlicher Wettkampf zwischen Menschen nach definierten Regeln“ sei – doch diese Definition lässt viel Raum für Interpretation. Der Begriff „Sport“ wird nicht abschließend festgelegt, sondern ist offen für Auslegung durch die zuständigen Behörden.

Das hat insbesondere Auswirkungen auf neuartige Disziplinen wie E-Sport, die sich wachsender Beliebtheit erfreuen, aber gesetzlich nicht eindeutig eingeordnet sind. Derzeit entscheidet die Behörde im Einzelfall, ob ein Ereignis als Sport gilt. Dabei kann sie sich von einem Sportbeirat beraten lassen und muss zudem weitere Kriterien prüfen, etwa ob das Ereignis besonders manipulationsanfällig ist.

Diese Rechtsunsicherheit ist nicht nur ein Problem für Anbieter, sondern auch für Nutzer, die oft nicht nachvollziehen können, warum bestimmte Wetten erlaubt und andere verboten sind.

Reformbedarf ist offensichtlich

Der deutsche Glücksspielmarkt steht an einem Wendepunkt. Die bestehenden Regelungen, insbesondere das pauschale Verbot von Wetten auf kulturelle und gesellschaftliche Ereignisse, sind nicht mehr zeitgemäß. Sie ignorieren die tatsächlichen Nutzungsgewohnheiten und Bedürfnisse der Bevölkerung und unterminieren gleichzeitig das Ziel der Kanalisierung und des Spielerschutzes.

Ein regulierter, erweiterter Markt für Event- und Sportwetten würde nicht nur illegale Anbieter verdrängen, sondern auch den Verbraucherschutz stärken und dem Staat zusätzliche Einnahmen sichern. Die bevorstehende Überarbeitung des Glücksspielstaatsvertrags ist eine Chance, die aktuelle Regulierung an die Realität anzupassen – und damit das Vertrauen in einen modernen und sicheren Glücksspielmarkt wiederherzustellen.

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Quelle

Deutscher Sportwettenverband (DSWV)

Bildquelle

Deutscher Sportwettenverband (DSWV)

Sabine Löwenberger
Sabine Löwenberger
Über den Autor

Sabine Löwenberger verstärkt seit Dezember 2022 das Redaktionsteam von casino-finder.de. Doch ihre Expertise in der Glücksspielbranche reicht weit zurück: Seit 2008 ist sie als Texterin, Journalistin und Autorin für renommierte Webseiten im Glücksspielsektor tätig.

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